La lumiere eclarcit láme

Einzelausstellung im Artclub Köln

Karin Schlechter

 

Einleitende Worte zur Ausstellung:

La lumière éclaircit l`âme / Das Licht erhellt die Seele

von Jörn Keseberg

 

Ausstellungseröffnung im artclub Köln,

20. Juni 2014

 

tritt hervor, so dass ich dich sehen kann

klaräugiges überwintertes Licht

du einziges das leuchten kann

(Paal-Helge Haugen)

 

Jörn Keseberg, im folgenden JK genannt, sammelt Dinge,

gewöhnliche und ungewöhnliche. Er findet Dinge, Sachen, die eine Geschichte erzählen. Und die Sachen finden ihn.

Merkwürdige und denkwürdige Sachen. Sachen, die zu Denken geben.

Dann  tut er etwas mit den Sachen, baut sie um,

auf, ab oder aneinander, er setzt sie zu Objekten zusammen,

und aus diesen Objekten setzt er wiederum Räume zusammen.

Jörn Keseberg ist auch ein „Sachensager“. Wenn Sie ihn fragen,

erzählt er Ihnen zu jedem Bild / Objekt etwas, wie es sich zugetragen hat, es öffnen sich diverse Universen, denen Sie lauschen können.

Man könnte JK als einen Bricoleur bezeichnen, wie die Franzosen es sagen würden.

Die Begriffe Bricolage und Bricoleur gehen auf den französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss zurück, der in Frankreich in den 60er Jahren ein Konzept des „Wilden Denkens“ entwickelte.

Hier, unten im Kabinett, können Sie in in das wilde und zugleich poetische Denken von JK eintreten.

Die Raumarbeit wurde inspiriert und erhellt durch eine Frankreichreise JK´s, kürzlich, zu seinem dort

lebenden Bruder, und auch an andere Orte seiner Geschichte und Biographie.

 

Das Licht erhellt die Seele

La lumière éclaircit l`âme...

 

In der Mitte des Raumes ein Stahlträger, und darauf hat JK ein altes Martinshorn geschweißt.

Dann ein merkwürdiges viereckiges Glasteil aus der ehemaligen Reprotechnik-Firma seines Bruders, eine sogenannte „Filmansaugscheibe“, war sehr teuer, ist aber jetzt ein Loch drin, in der Mitte, wie JK berichtet.

Und weiter (Zitat): „Da, will ich Licht durch schicken mit einer optischen Bank mit Linsen drauf, ist ein

bisschen wie im Physikunterricht, und nach der Seele muss ich noch Ausschau halten, wo die sich wieder verkrochen hat um Erhellung zu erfahren.“

Alle Objekte, Malerei und Texte von JK, die Sie im Kabinett sehen und hören, sind um dieses merkwürdige Ding herum angeordnet.

Die Objekte blicken uns an, irgendwie unheimlich, wie uralte Rätsel, sie blicken sich auch gegenseitig an, als wollten sie etwas erhellen und anderes im Dunkel lassen.

Es gibt verschiedene Lichtquellen und Blickpunkte im Raum.

Und auch durch das Loch des merkwürdigen Objektes in der Mitte des Raumes hindurch fällt ein

Lichtstrahl.

Das Zentrum des Raumes ist ein Loch.

Vielleicht ist das Zentrum der Seele auch ein Loch, denke ich.

Was wäre, wenn dieses Loch als eine Art Scharnier funktionieren könnte, als Knotenpunkt,

der alles andere drumherum organisieren könnte?

Als ein merkwürdiger Quellpunkt, Verknüpfungspunkt, der notwendigerweise undarstellbar bliebe,

und in dem sich Fäden des Lebens kreuzen und verweben?

Ich weiß nicht, ob Sie die Chaospendel von JK kennen, die mir in diesem Zusammenhang einfallen.

Seit ich eines in seinem Atelier sah, lässt es mich nicht mehr in Ruhe.

Sie werden die Chaospendel hier in der Ausstellung nicht finden, und es ist jetzt auch nicht wichtig, wie die Drehdinger genau aussehen.

Es geht mir mehr um die Funktionsweise, und was diese merkwürdigen Dinger mit der Arbeit, die wir hier im Kabinett sehen, zu tun haben könnten: Ein Chaospendel wird zusammengehalten durch einen

Mittelpunkt, um den herum sich die ganze Chose dreht. Man dreht es kurz und kräftig an, und das Pendel beginnt zu schwingen. Die Bewegungen des Pendels schaukeln sich gegenseitig hoch oder löschen sich gegenseitig aus, und deshalb entsteht ein Bewegungsmuster, was wir nicht vorhersagen können.

Könnte die Funktionsweise des Chaospendels mit der Arbeitsweise der Kunstproduktion von JK zu tun

haben? Das Chaospendel als Metapher oder Synonym für die Art und Weise, wie JK seine Kunstwerke

hervorbringt?

Ich stelle mir vor, wie JK´s Rauminstallation La lumière éclaircit l`âme / Das Licht erhellt die Seele

hier und jetzt wie um den Mittelpunkt eines Chaospendels herum organisiert ist, der einen notwendigerweise undarstellbaren Halte- und Knotenpunkt bildet, für die unvorhersehbaren, verrückten Schleifen des

Lebens.

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tritt hervor so dass ich dich sehen kann

klaräugiges überwintertes Licht

 

du einziges, dass leuchten kann