Wicked Herwick!

Der Name meines Klassenlehrers für Deutsch und Geschichte in der Sexta. Groß, hager, mit scharfer, spitz zulaufender gebogener Nase die wie ein Säbel aus dem verbitterten Gesicht herausragte. Er lehrte uns die Verhörmethoden der Gestapo, wenn er vor unserer Klasse ein paar ältere Mitschüler, er mit dem Rücken zur Sonne gewendet, so das sie geblendet wurden und ihn nicht sehen konnten über eine Tat verhörte. Ich hatte Angst vor ihm, den rot gebadeten Heften die wir nach Klassenarbeiten zurückbekamen, die vom Vater unterschrieben werden mußten und später lernte ich ihn hassen. Er mochte die meisten seiner Schüler nicht. Kaum einer konnte es mit seinem rasierklingen scharfen Verstand aufnehmen. Seine schwärende Wunde war ein Klumpfuß, der in den speziell dafür gefertigten stets gleichen schwarzen Schuhen sich verbarg. Ich weiß nicht genau ob es auf sein Konto ging, das wir eines Tages ohne weitere Vorbereitung und auch ohne ein Wort der Nachbesprechung einen Film zu sehen bekamen vor dem ich euch nur warnen kann! Wenn ihr nicht Schweißerbrillen tragt, dann werdet ihr ein branding erhalten, daß ein Leben lang nicht verheilt. Nuit et brouillard (Nacht u. Nebel) von dem Regiesseur Alain Resnais aus dem Jahre 1955. Die deutsche Übersetzung lieferte Paul Celan. Es wurde originales Bildmaterial verwendet aus dem Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau. Paul Celan spricht in ihm die "Todesfuge", der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Das Bild der Leichenberge hat sich in mir im Laufe der Zeit mit dem Abbild von wicked Herwick verschmolzen. Später durfte er nicht mehr in der Unterstufe unterrichten, zuviele der von ihm unterrichteten Kinder litten in der Folge an Bettnässen und anderem. Die Würmer werden tagelang nach seiner Kost gekotzt haben. Am Samstag wird die Performance ihm gewidmet sein.

 

copyright werk und foto jörn keseberg

mein schamanisches performance instrument, poetry flute